Wir haben es Satt

Demonstration in Berlin für die Agrarwende

Mit vollgepacktem Rucksack, warmen Getränken und ausreichend Verpflegung darin, fuhren wir, ich, Maria Hesse, mit meiner Familie in der Früh nach Berlin. Am 19.01.2019, war die Großdemonstration in Berlin unter dem Motto "Wir haben es satt" Essen ist Politisch - gegen die Industriealisierung der Landwirtschaft - angekündigt. Dadurch das uns das Thema täglich beschäftigt und immer mehr Raum einnimmt, können wir, ich und mein Mann, nicht mehr einfach wegsehen. Wir stehen in der Pflicht für unsere nächste Generation/en alle wichtigen Weichen zu stellen, damit sie auch die Chance bekommen auf diesem Planeten leben zu können. Des Weiteren betrifft es nicht nur uns Menschen, sondern auch alle Lebewesen und Pflanzen um uns herum. Die Zahlen die wir zu hören bekommen sind alarmierend! 75 % der Insekten sind vernichtet. Der Nitratgehalt in dem Grundwasser liegt weit über dem Richtwert (und dieser wird zudem auch schön angepasst, damit die Zahlen wieder “stimmen”), … Man könnte die Liste ellenlang fortsetzen. Eine Wende MUSS JETZT eintreten. Uns bleibt nicht mehr Zeit um eine Regierungsperiode nach der anderen abzuwarten und zu hoffen, dass der nächste Minister es vielleicht noch richtet… In uns brodelt es schon ziemlich stark, und denn Dampf wollten wir in Berlin ablassen.
Gewappnet mit Kochtopf und Rührlöffel, Ohrenschützern und Ohropacks zogen (fuhren) wir in die Großstadt.

Ich selbst arbeite hier auf dem Auenhof und bin für die Solidarische Landwirtschaft mit verantwortlich. Wir erlebten letztes Jahr einer der längsten Dürreperioden, seit Familie Leipacher Gemüse anbaut. Es war ein Bangen und Hoffen, dass wir mit unserer ausgeklügelten Wasserversorgung bis zum langersehnten Regen durchhalten können. Lagergemüse für den Winter benötigten für ihre endgültige Reife genauso ausreichend Wasser, wie die “schnelleren” Sorten, z.B.: Salate. Im Januar 2018 traf uns der Sturm Fredericke ziemlich heftig, bei dem wir einen Großteil unserer Gewächshäuser einbüßten. Allein dieser Schaden riss ein tiefes Finanzloch in die Kassen. Wir erleben die Klimatischen Veränderungen hautnah und fordern nun immer lautstarker eine Wende.

In der S-Bahn trafen wir auf "Anhänger" die mit Schildern, Fahnen und bedruckten Jacken, dasselbe Ziel vor Augen hatten wie wir.

Ankunft am Brandenburger Tor. 12.30 Uhr war Startzeit für den Demo Lauf Richtung Auswärtigen Amt, wo zu dieser Zeit Agrarministerin Julia Klöckner mit den Ministern aus aller Welt für die Zukunft der Agrarpolitik planen.

60 Milliarden Euro stehen offen, die in der EU verteilt werden sollen. Die Agrarlobby und Umweltlobby wird alles geben, damit das Geld in ihre großen Konzerne wie Bayer/Monsanto und Co., sowie der industrialisierten Landwirtschaft mit den Mega-Mastställen und Großflächenbauern, weiterhin fließen wird. Die Forderung der Demonstranten und den 100 Organisationen und Vereinen, wie z.B.: Solidarische Landwirtschaft e.V., BUND e.V. Tierschutzverein e.V., Campact, Uria e.V., Vier Pfoten e.V., Greenpeace, Demeter, Bioland, Naturland, NABU, Slow Food, Good Food Good Farming, uvm. (um nur einige zu nennen) war klar: Erhalt der Kleinbäuerlichen Strukturen, Erhalt der Artenvielfalt - Tier und Pflanze -, konsequenter Klima - und Naturschutz, Ende der Dumpingexporte und gesundes Essen für ALLE.

Auch Prominenz, wie die Star Köchin Sarah Wiener und Bündnis 90/ Die Grünen Renate Künast wollten zur diesjährigen Demo ein Zeichen setzen.

Der Auftakt der Demo begann hinter dem Brandenburger Tor. Auf einer großen Bühne, auf der verschiedene Sprecher von den Organisationen geladen wurden. Diese brachten die Menge richtig in "Fahrt". Neben den 35.000 Demonstranten warteten auch sage und schreibe 171 Traktoren auf das Startsignal, damit sie sich auf den Weg zum Auswärtigen Amt machen konnten, um vor den Türen ordentlich für Stimmung zu sorgen und ihre Proteststimmen abzugeben. So viele Traktoren wie heut aus der ganzen Republik nahmen noch nie dran teil. Einige sind Donnerstagabend schon von Zuhause aus Richtung Berlin gestartet um rechtzeitig vor Ort zu stehen. Sie und der strahlende Sonnenschein bei 2 °C sorgten bei den Leuten für ausreichend Motivationsschub, um
kräftig auf die Töpfe und Trommeln zu schlagen.

Bunt war es überall anzusehen. Viele selbstgebastelte Schilder auf denen
z.B. folgende Sprüche standen:

"Bauer sucht Biene"

"Alle Würmer der Erde schließt euch zusammen!"

"Lasst die Sau raus!"

und auch Fahnen schwangen mit dem Trommeltackt die Straßen entlang.

Auf dem Weg zurück zum Brandenburger Tor, vorbei am Auswärtigen Amt, vor dem wir noch einmal alles Gaben und auf unsere Töpfe schlugen was das Zeug hielt- mein Kochlöffel leider nicht viel, der splitterte langsam auseinander –

Den Abschluss fanden wir vor der Bühne, auf der eine Rechtsanwältin mit ihrer Klientin - einer Bäuerin - allen von ihrer Klage vor dem Bundesgerichtshof und weiteren, die die Anwältin - sogar bis vor dem EU Parlament - vertritt, erläuterten. Die Moderatorinnen Tanja und Joyce bedankten sich bei allen Teilnehmern/innen und betonten, dass der am schnellwachsenste Landwirtschaftliche Sektor, gegenüber den Agrargiganten, die Solidarische Landwirtschaft ist und auch die einzigste Möglichkeit darstellt, diese politische Struktur zu durchbrechen und damit eine Wende einzuläuten.
Mein Abschlusswort richtet sich an alle, die dasselbe Ziel vor Augen haben wie unser eins. Wir geben nicht auf, dass die Wende in der Agrarlandwirtschaft stattfindet / stattfinden muss. Und dies nicht erst in 10 Jahren, sondern eigentlich schon Vorgestern. Vorleben - erzählen - mit dabei sein - unterstützen - anpacken! Alle Dinge fangen einmal Klein an (z.B. jeder bei sich selbst), doch in der Masse
/ Menge formt es sich zu einer Einheit, die sich nicht mehr so leicht überhören lässt. Lasst uns zusammen in/mit der/einer Solidarischen Landwirtschaft den Anfang einer neuen Zukunft der Landwirtschaft formen. UNABHÄNGIG, FREI, FAIR, ENKELGERECHT

Links:

www.wir-haben-es -satt.de

www.solidarische-landwirtschaft.org

 Bericht zur WHS - Demo

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